Mercerisieren (Merzerisieren)

Ein Veredlungsverfahren

Das Mercerisieren ist ein Veredlungsverfahren für Textilien aus Baumwolle und Leinen. Der Name geht auf den englischen Chemiker John Mercer zurück, der dem Verfahren durch Experimente mit Laugen 1844 sehr nahe kam. Vollständig entwickelt und in die Anwendung als Ausrüstungsverfahren gebracht, wurde es jedoch erst Ende des 18. Jahrhunderts durch Horacem Arthur Lowe.

Laugieren unter Spannung

Bei diesem Verfahren werden Garne, Zwirne, Gewebe oder Maschenwaren in warmer oder kalter Natronlauge behandelt. Auch eine Behandlung mit Ammoniak ist möglich und wird bei Einfachgarnen bevorzugt. Die Materialien werden imprägniert, gespannt und unter Spannung ausgewaschen. Danach durchlaufen sie die Phase des Absäuerns und der Spülens. Das Verfahren unterscheidet sich vom bloßen Laugieren durch die Spannung, die während des Prozesses auf das Gewebe bzw. Garn ausgeübt wird.

Effekte des Mercerisierens

Die Baumwollfaser weist im unbehandelten Zustand eine korkenzieherartige Drehung auf, die wahrscheinlich durch die Außenhaut der Faser, die sogenannte Cuticula, entsteht. Der Querschnitt der Faser ist bohnenförmig. Durch den Mercerisierungsprozess wird die Cuticula zerstört und die Faser glättet sich. Damit verändert sich auch der Querschnitt der Faser. Er wird fast rund, was zu einer erhöhten Lichtbrechung und damit zu vermehrtem Glanz führt. Beim Mercerisieren verkürzen sich die Einzelfasern um bis zu 25%. Als Ausgangsmaterial sind daher hochwertige langstapelige Baumwollfasern für dieses Ausrüstungsverfahren am besten geeignet. Durch Veränderungen im makromolekularen Aufbau gewinnen die Fasern an Reißfestigkeit. Das Garn bzw. das Gewebe bleibt dimensionsstabil, d. h. ein Einlaufen oder Ausdehnen der Ware wird vermieden. Auch die Knitterneigung nimmt ab. Ein weiterer Vorteil des Mercerisierens ist die erhöhte Kapazität der Farbstoffaufnahme, die um fast ein Viertel gesteigert werden kann. Mercerisierte Stoffe zeichnen sich außerdem durch einen seidenähnlichen Griff aus.