Herkunft und Beschaffenheit von Kelims
Der Begriff „Kelim“ kommt aus dem Türkischen und stammt ursprünglich von der persischen Bezeichnung „Gelim“ ab. Unter diesen Begriff werden Flachwebteppiche ohne Flor gefasst sowie gewebte Stoffe im gleichen Stil, aus denen Kissen- und Möbelbezugsstoffe hergestellt werden. Die Gewebe von Kelimteppichen sind in der Regel aus Wolle im Schuss und aus Baumwolle (manchmal auch Hanf) in der Kette. Diese Teppiche weisen auf Vorder- und Rückseite das gleiche Muster auf. Die Motive variieren je nach Herkunftsregion und Volksgruppe, denn ursprünglich war der Kelim ein Nomadenteppich.
Geometrische Muster
Eine grobe Unterscheidung kann zwischen persischen, türkischen, kaukasischen und thrakischen Kelimteppichen vorgenommen werden. Allen gemeinsam sind die farbenfrohe Gestaltung und die geometrischen Muster. Diese sind bei persischen Kelims verhältnismäßig einfach. Charakteristisch sind außerdem Wiederholungen von klarem Weiß und Gelb. Türkische Kelims weisen eine große stilistische Vielfalt auf. Neben geometrischen Darstellungen von Tierformen (z. B. Skorpionstachel, Spinnen, Hunde) finden sich auch solche mit Blütenvariationen. Ebenfalls gerne aufgenommen wird das traditionelle Fingermotiv, das auf den islamischen Volksglauben von Fatimas Hand zurückgeht, die vor dem bösen Blick beschützen soll. Im Innern der rechenartig stilisierten Hand befindet sich ein Auge, das auf den Teppichen kelimartig geometrisch verfremdet wird. Kaukasische Kelims kommen aus Georgien, Aserbeidschan, dem Nordosten der Türkei und dem Nordwesten des Irans. Dort haben sich traditionelle Muster sehr lange gehalten, da diese Regionen jenseits der Seidenstraße lagen und daher keinen fremden Einflüssen ausgesetzt waren. Diese Teppiche zeigen Rapportmuster stilisierter Tierformen oder geometrische Medaillons, die in der Wiederholung farblich variieren. Bei den sogenannten Kuba-Kelims aus dem nördlichen Kaukasus wird das Hauptmuster von einer oder zwei Bordüren mit einem anderen Muster umrahmt. Die Schirwan-Kelims aus dem Süden weisen hingegen selten Randverzierungen auf. Ihr besonderes Merkmal sind abwechselnd breite und schmale Streifen, in denen Muster mit Medaillons, Palmen, Rauten, Pfeilspitzen oder Zinnen wiederholt werden. Thrakische Kelims sind ungewöhnlich groß. Selten unterschreiten sie die Maße von 350 x 350 cm. Sie weisen die charakteristischen Farben Blaugrün, Dunkelrot und –blau auf. Seltener sind Kombinationen von Schokoladenbraun, Ocker-, Hellgrün- und Hellblautönen zu finden. Das Hauptmuster mit stilisierten Naturmotiven oder abstrakten geometrischen Mustern ist oft von Bordüren umrahmt.
Der neu entdeckte Kelimteppich
Bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts spielten Kelims im Vergleich zu anderen orientalischen Teppichen auf dem europäischen Markt eine untergeordnete Rolle. Sie wurden als Verpackungsmaterial für geknüpfte Orientteppiche eingesetzt. 1977 bereitete eine Londoner Ausstellung den Weg für die Neuentdeckung des Kelims. Fortan entwickelte er sich zu einem geschätzten Stilelement der modernen Inneneinrichtung.
Auch die Firma Vossberg hat Kelimteppiche im Programm. Sie sind relativ klein, d. h. zwischen 130 cm in der Breite und 240 cm in der Länge und bestehen aus Wolle im Schuss und Baumwolle in der Kette. In seiner fröhlichen Farbgebung mit hohen Weiß- und Gelbanteil wirkt der Teppich Kazak durchaus persisch, die Mustervariation nimmt die kaukasische Tradition auf. Der Teppich Navajo ist mit seinen bräunlichen Farbtönen ungewöhnlich schlicht und dezent. Sein gestreiftes Muster erinnert an die Traditionen des südlichen Kaukasus. Vossbergs moderner Kelimteppich Ankara beeindruckt mit seinen schlichten Streifen und der ungewöhnlichen Farbkombination von Braun, Blau, Violett, Orange, Rot und Creme.