Ernte- und Wachstumsperioden
Der Anbau von Leinen erfolgt jährlich aus dem Samen. Die Ernte, genannt Raufe, erfolgt nach einer 100- bis 120- tägigen Wachstumsperiode während der sogenannten Gelbreife kurz vor der Samenreife.
In der Vergangenheit wurde Flachs ausschließlich von weiblichen Arbeitskräften geerntet. Heutzutage übernehmen Maschinen das Ausraufen der Pflanzen, die mit der Wurzel aus dem Boden gerissen werden.
Eine Vielzahl von Arbeitsschritten
Nach der Raufe erfolgt der Vorgang der Röste (auch Rotte), bei dem die Stängel durch Bakterien und Pilze biologisch bearbeitet werden und eine Art Gärungsprozess durchlaufen, bei dem die Pektine abgebaut werden, die einzelnen Faserbündel mit dem Holzkern (Kambium) des Stängel verbinden. Bei diesem Verfahren muss darauf geachtet werden, dass die richtige Zeitdauer eingehalten wird. Bei Über- oder Unterschreiten des passenden Zeitpunkts für die Entnahme (Über- oder Unterröste) kann es nämlich zu Faserschädigungen oder geringeren Erträgen kommen.
Für die Röste gibt es drei verschiedene Möglichkeiten.
Ein traditionelles und einfaches Verfahren, Taurotte genannt, besteht darin, die geernteten Pflanzen auf dem Feld liegen zu lassen, wo sie dann durch den Wechsel von Sonne, Regen und Tau einen natürlichen Bearbeitungsprozess durchlaufen. Dieses Verfahren wird auch heute noch überwiegend angewandt, obwohl es die zeitintensivste Methode ist.
Ein zweites, inzwischen kaum noch gebräuchliches Verfahren ist die Kaltwasserrotte. Hierbei wurde die Ernte in einem stehenden, langsam fließenden Gewässer gelagert.
Der neueste, industrielle Prozess ist die sogenannte Warmwasserrotte, bei der die Pflanzen 50 bis 100 Stunden in angewärmtem Wasser mit Temperaturen zwischen 26°C und 40°C gelegt werden. Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass Wassertemperatur und Zeitdauer die Bastfaser schonen.
Nach der Röste erfolgt ein Trocknungsvorgang. Danach wird das Hanfstroh entweder geriffelt, d. h. es werden die Fruchtkapseln entfernt, oder es geht gleich weiter zur mechanischen Bearbeitung und durchläuft den Riffelprozess später. Der mechanischen Arbeitsprozess gliedert sich in drei verschiedene Phasen: das Brechen des Holzkerns im Stängel der Flachspflanzen, das Schwingen zum Zweck der Aussonderung der gebrochenen Holzteilchen und das Hecheln, bei dem der Bast gespalten wird. Nach dem Hecheln wird der Bast nach Feinheit sortiert und mit Hilfe eines Nadelfeldes zu einem gleichmäßigen Faserband verarbeitet. Dieses wird dann wiederum auf einer Vorspinnmaschine zu einem gedrehten, möglichst feinen Vorgarn verarbeitet.