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Seidengewinnung – Produktionsschritte

Vorbereitende Schritte

Die Kokons werden nach 9-10 Tagen starker Hitze ausgesetzt, um die Puppen abzutöten. Anschließend bürstet man die Kokons in warmem Wasser, um den Anfang des Doppelfadens zu finden.

Die Gewinnung der Haspelseide

Der nächste Schritt ist dann das Abhaspeln der Seide. Dabei werden die Endlosfäden von 5 bis 30 Kokons gleichzeitig mit Hilfe einer Spulvorrichtung abgewickelt. Die Spulen drehen sich in einem Gehäuse, das mit Hilfe von Wärme die Erhärtung des Seidenleims unterstützt. Aus den beiden Fäden eines Kokons wird so ein einziger Doppelfaden, der wiederum mit den restlichen Doppelfäden auf der Spule zu einer Einheit verklebt. Dieser Haspelfaden wird Grège- oder Ecruseide genannt. Das Material ist beigefarben, relativ glanzlos und hart, da der Seidenleim noch daran haftet.

Herstellung von Seidengarnen

SeidenkissenIm nächsten Schritt wird der Grège-Faden filiert, d. h. in einer Richtung, z. B. nach Links, gedreht, um die Doppelfäden noch stärker mit einander zu verbinden. Es ist eine Art Zwirnvorgang, an dessen Ende das Produkt der filierten Grège steht. Anschließend werden mehrere filierte Grège-Fäden in entgegen gesetzten Zwirnvorgang zum Organsin gedreht. Dieser Vorgang wird als Moulinieren bezeichnet. Organsin-Garn wird als Kette benutzt.
Für den Schuss gebraucht man Trame, einen Faden, der aus moulinierter Grège besteht, die zuvor nicht filiert wurde und dadurch ein gut füllendes, weicheres Garn ergeben.
Aus einem Kokon lässt sich ein Faden von 3.000 bis 4.000 Metern Länge gewinnen, davon sind aber nur zwischen 500 bis 1000 m hochwertige Haspelseide. Die übrigen 2500 bis 3000 m des Fadens reißen schneller und werden gleich zur weniger wertvollen Schappe- oder Bouretteseide verarbeitet.

Reinigung und chemische Bearbeitung der Rohseide

Als nächster Arbeitsgang erfolgt das Degummieren oder Entbasten, bei dem der Faden in einer ein- bis zweiprozentigen Seifenlauge gebadet wird. Bei diesem Vorgang kommt es zu einem Gewichtsverlust von ca. 12 %. Das entstandene Produkt wird Soupleseide genannt.
Wenn man Cuiteseide erhalten möchte, kocht man die Seidenfäden anschließend zwei Mal ab. Dabei kommt es zu einem Gewichtsverlust von um die 30 %.
Da Seide nach Gewicht verkauft wird, bringen diese Arbeitsprozesse einen erheblichen Wertverlust mit sich, der beim Einfärben der Seide durch Zugabe von Metallsalzen, Wasserglas (Natrium-, Kalium- und Lithiumsilicat) und/oder Gerbstoffen versucht wird auszugleichen. Liegt nach dem Vorgang das ursprüngliche Gewicht vor wie vor dem Entbasten, spricht man von Pari-Erschwerung. Übersteigt die Erschwerung das ursprüngliche Gewicht wird die Seide spröde und ihre Haltbarkeit sinkt.
Durch das Degummieren verliert die Seide außerdem den Seidenschrei, das charakteristische Knirschen beim Berühren des Stoffes. Dieser wird der Seide durch Bearbeitung mit Ameisensäure wieder gegeben.

Besonderheiten bei Wildseide

Bei den Wildseidenarten, von denen die bekannteste die Tussahseide ist, die aus dem Kokongespinst des japanischen Eichenseidenspinners (Antherea Yamamai) gewonnen wird, sammelt man die Kokons erst nach dem Schlüpfen des Schmetterlings ein. Die Seide wird dann wie die Schappe- oder Bouretteseide versponnen. In China gibt es einige wenige Arten, die sich sogar zur Gewinnung von Haspelseide eignen.

 

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