Startseite » Textilgeschichte » Toiles de Jouy 1- Oberkampf und die Manufaktur in Jouy-en-Josas

Toiles de Jouy 1- Oberkampf und die Manufaktur in Jouy-en-Josas

Christoph-Philipp Oberkampf

Der Gründer der Manufaktur, aus der die berühmten Stoffe hervorgingen, hieß Christoph-Philipp Oberkampf und stammte aus einer deutschen Familie mit rheinländischen Wurzeln. Er ging im Alter von siebzehn Jahren nach Frankreich, um dort als Handwerker zu arbeiten. 1758 wurde er von der bekannten Fabrik Cottin eingestellt und arbeitete zunächst als Graveur, dann als Kolorist. Sein Bruder Friedrich folgte seinem Vorbild und fand Arbeit in einer Pariser Werkstatt. Er machte seinen Bruder Christoph-Philipp mit dem Inhaber, Antoine Guerne (Spitzname Tavannes) bekannt. Kurze Zeit später bot ihm dieser eine Teilhaberschaft in einer Manufaktur-Gründung an.

Vorhang Châteu, blau-weißDie Gründungsjahre

Die Gründer wollten das Pariser Stadtgebiet verlassen und suchten einen Ort mit Zugang zu frischem, qualitativ hochwertigem Wasser. Ihre Wahl fiel auf die kleine Ortschaft Jouy-en Josas, nach der die Fabrik letztlich benannt wurde. Sie lag am Ufer des Flusses Bièvre, dessen Wasser sich gut für den Färbeprozess verwenden ließ. Sie erwarben das Gebäude Maison du Pont-de-Pierre, wo Christoph-Philipp Oberkampf, sein Bruder Friedrich und ein Drucker namens Hafner die ersten 9 Jahre in relativ beengten Verhältnissen die Produktion ihrer Stoffdrucke starteten. Zu Beginn hatten sie viele Widerstände in der ortsansässigen Bevölkerung und Industrie zu überwinden. Dazu zählten die Vorbehalte der Gobelinfabrik, der Gerber, der Dorfbewohner und nicht zuletzt die des katholischen Pfarrers, der Anstoß am fehlenden sonntäglichen Messbesuch der protestantischen Brüder nahm. Außerdem verlangte der frühere Arbeitgeber Oberkampfs und Hafners von beiden Strafzahlungen, da sie ohne Kündigung das Unternehmen verlassen hatten. In dieser Situation half ihm sein neuer Partner Sarrasin de Maraise und führte die nötigen Verhandlungen mit der Fabrik Cottin. Er war zuvor mit der Hälfte des Kapitals in die Oberkampf-Manufaktur eingestiegen. Ihre Partnerschaft hielt bis 1789 an, danach erhielt de Maraise eine Abfindung und der Betrieb wurde zum Familienunternehmen Oberkampf. 1770 erhielten die Brüder Oberkampf ihre französischen Einbürgerungspapiere und wurden zu Christophe-Philippe und Frédéric Oberkampf.