Chinesische Legenden zur Entstehung der Seide
Fast dreitausend Jahre lang lag die Produktion der glatten Maulbeerseide fest in der Hand des chinesischen Kaiserreichs, bevor der Maulbeerspinner und das Wissen um die Zucht nach Europa geschmuggelt wurden. Um die Entstehung der Seide ranken sich in China viele Sagen und Geschichten. Einmal wird der legendäre Kaiser Fu Xi (Hsi) als Erfinder genannt, der ungefähr 3000 Jahre vor Christus gelebt haben soll. Dann gibt es noch die Geschichte von Shennong, dem Gott des Ackerbaus, der der chinesischen Bevölkerung den Anbau von Maulbeerbäumen und von Hanf beigebracht haben soll, sowie die Legende von Hsi-Ling-Shi, der Frau des Gelben Kaisers, die aus Versehen einen Kokon der Seidenraupe in ihren heißen Tee fallen ließ und beim Herausnehmen den sich endlos abspinnenden Seidenfaden entdeckte. Ihr zu Ehren wurde über viele Jahrhunderte hinweg im Frühjahr ein Fest gefeiert, das erst 1911 vom Präsidenten der ersten Republik China abgeschafft wurde.
Historisch belegt werden kann die Entstehungszeit durch archäologische Funde in Qianshang Yang. Die dort gefundenen Überreste eines Seidengewebes konnten mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf 2.750 v. Chr. datiert werden.
Seide in der Indus-Kultur
Nach neuesten Erkenntnissen gab es im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung aber nicht nur in China Seide, sondern auch in der bronzezeitlichen Indus-Kultur. Bei den dort entdeckten Seidenfasern handelte es sich nicht um Maulbeerseide, sondern um Wildseide, die von anderen Seide spinnenden Nachtfaltern gewonnen wird (vgl. Seide).
Seide in der Antike
Auch im antiken Griechenland und in Rom gab es Seide, allerdings deutlich weniger bedeutend für die einheimische Wirtschaft als in China. Bei der Koischen Seide, von der Aristoteles 350 v. Chr. berichtete, handelte es sich um vergleichsweise raue Wildseide. Sie wurde auf der griechischen Mittelmeerinsel Kos gewonnen und zu zeremoniellen Gewändern verarbeitet. Sie wurde nach und nach durch chinesische Seidenimporte verdrängt.
Im alten Rom gab es Byssus, eine Seide, die aus einer Muschelart gewonnen wurde, der spinnenden Steckmuschel. Diese Seidenfäden verarbeitete man allerdings nicht zu Geweben, sondern verwendetet sie für Stickarbeiten.
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