Vielseitigkeit
Wolle hat viele gute Eigenschaften, die ihre Verwendung für Textilien aller Art als auch ihren Einsatz für technische Zwecke begünstigen. Eine wichtige Eigenschaft ist ihre natürliche Thermoregulationseigenschaft. Diese äußert sich darin, dass Wollkleidung sowohl einen wärmenden als auch einen kühlenden Effekt haben kann. Ein Wintermantel aus Wolle schützt die Menschen auf der Nordhalbkugel vor der Kälte während der wollene, nordafrikanische Burnus seinen Träger vor der Hitze bewahrt. Diese Fähigkeit resultiert aus dem hohen Anteil an Luft, der 85 % des Gesamtvolumens der Faser ausmacht und bewirkt, dass die Wärme des Körpers im Gewebe erhalten bleibt, bzw. der relativ kühle Körper durch Hitzeeinwirkung von außen nicht aufgeheizt wird. Aufgrund dieser isolierenden Wirkung, die durch die Kräuselung der Wollfaser entsteht, eignet sich Wolle zum Beispiel auch als Dämmmaterial im Hausbau.
Charakteristische Merkmale: Pilling und Filzen
Die Wollfaser ist rund und zeigt im Querschnitt drei Schichten. Die innere besteht aus den rundlichen, plattenartigen Markzellen mit Farbkügelchen, die mittlere aus einer durchsichtigen, farbdurchlässigen Rindenschicht und die äußere Schicht ist eine dachziegelartige Schuppenschicht. Je mehr Schuppen die Faser besitzt, desto hochwertiger ist die Wolle. Diese Schicht ist bewirkt zwei für Wolle charakteristische Eigenschaften: das Pilling, der Knötchenbildung durch Fusseln, sowie das Filzen, der Verfestigung und der Verschmelzung der Fasern durch Druck oder Nässe. Die farbdurchlässige Rindenschicht sorgt dafür, dass Wolle gut eingefärbt werden kann. Filz eignet sich nicht nur als Stoff, sondern auch an Polster- und Dämmmaterial. So sind beispielsweise die Hämmer des Klaviers zur differenzierten Klangerzeugung mit Filz ausgestattet. Bei Stereolautsprechern wird Filz zur Schallisolierung eingesetzt. Auch zur Absorption von Gerüchen kann Filz zum Einsatz kommen, z. B. in Maschinenräumen.
Vorteilhafte Eigenschaften
Ein Vorteil von Wolle als Bekleidungsmaterial ist, dass sie kaum knittert. Sie ist außerdem wenig schmutz- und geruchsanfällig. Ausschütteln und Auslüften reichen statt Waschen in der Regel aus. Weiterhin kann die Faser gut Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sich der Stoff nass anfühlt. Wolle lädt sich nicht elektrostatisch auf und ist darüber hinaus schwer entflammbar. Aus diesem Grund werden Flugzeuge und Züge mit Wollteppichen ausgestattet sowie Uniformen von Feuerwehrleuten und Soldaten aus Wollstoffen gefertigt. Wolle ist leicht elastisch und lässt sich im nassen Zustand um mehr als 40 % strecken. Im trockenen Zustand kehrt Wolle nach der Dehnung in den vorherigen Zustand zurück. Daher bewahren Kleidungsstücke ihre Passform und fallen ausgesprochen gut. Allerdings hängt die Elastizität auch von der Qualität der Wolle ab. Hochwertige reine Schurwolle nimmt nach dem Zusammendrücken einer Handvoll anschließend wieder das gleiche Volumen ein. Ist Wolle aus recycelten Materialien gewonnen oder waren die Schafe schlecht ernährt, reagiert sie deutlich schlaffer und erreicht nicht mehr die Ausgangsgröße.
Nachteile der Wollfaser
Wolle besteht aus dem Faserprotein Keratin, dem Grundbestandteil der Hornsubstanz, aus der beispielsweise Säugetierhaare, Zehennägel oder Krallen bestehen. Keratin hat einen Schwefelgehalt von 3 bis 4 %, der bewirkt, dass die Wollfaser anfälliger gegenüber chemischen Schädigungen ist als Pflanzenfasern. Wolle löst sich beispielsweise in kochender Natronlauge komplett auf. Gegenüber Säuren ist sie hingegen unempfindlich.
Keratin ist außerdem der Stoff, der für den Mottenbefall von Wollstoffen verantwortlich ist. Die Larven der Kleidermotte ernähren sich von Keratin und verwerten außerdem Nährstoffe, die in Schmutz- oder Schweißresten vorhanden sind. Vor einer längeren Lagerung von Wollstoffen wird daher die vorherige Reinigung und die luftdichte Verpackung unter gleichzeitiger Beilage von Lavendel oder Zedernholz empfohlen.
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