Die Schur
Schafe werden in der Regel einmal pro Jahr geschoren. Bei Edelhaaren verläuft der Produktionsprozess meistens anders. So lockern sich beim Angorakaninchen vier Mal im Jahr durch Mauser die kostbaren Fellteile, die dann nicht geschoren, sondern ausgekämmt werden. Im Gegensatz dazu ist beim Alpaka nur alle zwei Jahre ein Schur möglich, was unter anderem zum relativ hohen Marktwert der Wolle beiträgt.
Rohwolle ist Schmutzwolle
Schafswolle enthält hohe Anteile fremder Stoffe, die vor der Verarbeitung entfernt werden müssen. Hierzu zählen Verunreinigungen durch die Umwelt des Schafes wie Schmutz und Pflanzenteile, durch seine Schweißproduktion und durch seine pflanzliche Ernährung, die zu einem hohen Anteil an Kaliumsalzen im Wollfett führen. Außerdem werden zum Schutz des Schafes Pestizide verwendet, die sich ebenfalls im Wollfett ablagern. Wolle hat einen relativ hohen Fettanteil von 7 %, der das Schaf vor Umwelteinflüssen wie Regen schützt. Aus diesem Abfallprodukt wird gereinigtes Lanolin gewonnen, das als Rohstoff von der Kosmetikindustrie oder im Fahrzeugbau verwendet wird. Auch die gelösten Kalisalze werden weiter genutzt, sie kommen als Pottasche auf den Markt.
Das Vlies
Zunächst einmal werden die Schafe mit Hilfe einer Maschinenschere geschoren. Sie wird in einem Stück entfernt, so dass ein komplettes Vlies entsteht. Diese Rohwolle wird Fettige Schurwolle, Schmutz- oder Schweißwolle, bzw. auf Englisch greasy wool genannt. Sie wird unter amtlicher Aufsicht von berufsmäßigen Klassierern begutachtet und nach unterschiedlichen Qualitäten sortiert. Jedes Vlies weist Wolle verschiedener Wertigkeit auf, so ist sie beispielsweise an Schultern, Flanken und Rücken höherwertiger als an Kopf und von Bauch. Neben der Körperpartie wird nach Herkunft (Provenienz), Schafsrasse, Feinheit, Kräuselung und Stapellänge sortiert. Getrennt nach Qualitätszugehörigkeit geht die Wolle dann entweder vor Ort in die Fabrikwäsche oder wird in Ballen gepresst und als Rohstoff weiter verkauft.
Reinigung und Ausbeute
Der Hauptanteil der Verunreinigungen muss auf chemischem Wege gelöst werden. Dazu kommt die geschorene Wolle in verschiedene alkalische Bäder. Je feiner die Schurwolle ist, desto häufiger muss sie gewaschen werden. Nach der Wäsche bleibt dann eine Ausbeute an reiner Schurwolle. In der Fachsprache spricht man hier von Rendement, d. h. dem Gehalt eines Rohstoffes an reinen Bestandteilen. Das Rendement steigt mit der Qualität der Wolle, durchschnittlich bringen in Australien Merinos eine Ausbeute von mehr als 50 % hervor, die von Crossbreds liegt unter 40 %. Wolle für den Export nach Übersee wird zunächst einmal nur vorgewaschen, um Frachtkosten zu sparen. Sie wird dann nach dem Einkauf noch einmal gereinigt. Alternativ zu diesen Verfahren gibt es die Pelz- oder Rückenwäsche, die zum Teil noch in Deutschland gebräuchlich ist. Dabei werden die Schafe vor der Schur im Bach oder unter einem Wasserstrahl gereinigt.
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