Begriff „Kaschmir“ ist mehrdeutig
Der Begriff Kaschmir (engl. cashmere) kann in der Textilproduktion drei verschiedene Bedeutungen annehmen. Zum einen wird damit das Edelhaar der asiatischen Ziege (lat. Capra hircus laniger) bezeichnet, die ursprünglich in dieser Himalaya-Region beheimatet war, zum anderen findet es in der Oberbekleidung als Bezeichnung für weiche Jackenstoffe aus Streichgarnen Anwendung. Darüber hinaus steht der Begriff Kaschmir auch für eine Musterung (vgl. Paisley).
Herkunft der Kaschmirwolle
Im Folgenden soll auf die Kaschmirwolle eingegangen werden. Die asiatische Ziege ist nicht nur in den ariden Hochgebirgssteppen der Region Kaschmir beheimatet, sondern wird mittlerweile weltweit gezüchtet. Früher war weiße Kaschmirwolle auch unter dem Namen „Tibethaar“ im Umlauf. Die Tiere bringen die feinste Wolle hervor, wenn sie auf 3.000 bis 4.000 Metern Höhe unter ähnlichen klimatischen Bedingungen leben wie im Himalaya, d. h. mit einem trockenen Klima bei Temperaturen von bis zu -35°C im Winter. Für die Wollproduktion wird das feine, flaumige Unterhaar (Duvet) verwendet, das Oberhaar (Grannenhaar) wird bei guten Qualitäten fast komplett aussortiert. Im Iran werden Kaschmirziegen geschoren, in allen anderen Ländern werden die Haare aufgesammelt und ausgekämmt.
Qualitätsmerkmale von Kaschmirwolle
Die Ausbeute an Duvet ist relativ gering, d. h. durchschnittlich 100 g pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass für einen Strickpullover mindestens das Vierfache benötigt wird, wird deutlich, warum Kaschmirwolle so wertvoll ist und gerne mit anderen Wollsorten gemischt wird. Es sind aber auch Kaschmirprodukte auf dem Markt, die nicht von der asiatischen Ziege stammen, sondern von Kreuzzuchten oder anderen Ziegenarten. Sogar recycelte Kaschmirfasern werden in angeblich hochwertigen Produkten versponnen. Nach dem Textilkennzeichnungsgesetz dürfen nur Waren mit einem Mindestanteil von 85 % Kaschmirfasern als Kaschmirprodukt ausgewiesen werden, Waren mit Kaschmiranteil müssen mindesten 14,5 % aufweisen. Die Kaschmirfaser ist mit 14,5 bis 19 Micron ausgesprochen fein. Sie hat sehr gute Wärmeisolationseigenschaften bei gleichzeitig geringem Gewicht. Außerdem ist die Faser sehr weich und elastisch. Kaschmir neigt wie andere Wollsorten zu Pilling.
Produktionsländer von Kaschmirwolle
Die feinsten Kaschmirfasern mit Längen zwischen 24 und 40 mm werden in der Volksrepublik China gewonnen. Die Kaschmirziegenzucht hat aber nicht nur dort Tradition, sondern auch in Nepal, in der Mongolei, in Afghanistan und im Iran. Seit 1970 gibt es Farmen in Australien und Neuseeland. Mittlerweile wurde auch Zuchtbetriebe in den USA und in Europa gegründet, allerdings hat die Wolle nur einen sehr geringen Marktanteil. Die Farbe der Kaschmirfasern reicht von Weiß über Creme und Grau bis hin zu Braun und Schwarz. Braune und schwarze Kaschmirfasern werden in der Regel von persischen und afghanischen Ziegenarten gewonnen. Sie haben den Nachteil, dass sie vor dem Färben gebleicht werden müssen und durch die chemische Behandlung an Qualität verlieren. Sie sind weniger elastisch und reißfest und haben einen härteren Griff. Am begehrtesten ist die weiße Wolle, da sie sich am besten färben lässt.