Begriff und geschichtlicher Rahmen
Bei Toiles de Jouy handelt es sich um einen französischen Begriff, der wortwörtlich übersetzt „Tücher (Stoffe) aus Jouy“ bedeutet. Die bunt bedruckten Stoffe aus der Manufaktur von Jouy-en-Josas in der Nähe von Paris gehörten zu den sogenannten Indiennes, die im Europa des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts außerordentlich beliebt waren. Die Toiles de Jouy waren für ihre ausgezeichnete Qualität, die Einzigartigkeit ihrer Dessins und die Feinheit des Druckes berühmt. Der Begriff wurde lange Zeit stellvertretend für Indiennes gebraucht, heutzutage wird er ausschließlich für Stoffe verwendet, die die für Toile de Jouy typischen einfarbigen Dessins mit detailliert ausgearbeiteten szenischen Darstellungen auf hellem Grund aufweisen.
Ende des 18. Jahrhunderts gab es allein in Frankreich 300 Toile-Manufakturen mit Ballungen in Rouen, Mulhouse und Nantes. Die Manufaktur Petitpierre in Nantes war eine der stärksten Konkurrenzunternehmen der Manufaktur Jouy-en-Josas. Sie produzierte dreifach so viele neue Dessins und brachte größere Mengen auf den Markt, war aber in der Qualität der Produkte deutlich schlechter. Ende des 18. Jahrhunderts gab es allein in Frankreich 300 Toile-Manufakturen mit Ballungen in Rouen, Mulhouse und Nantes. Die Manufaktur Petitpierre in Nantes war eine der stärksten Konkurrenzunternehmen der Manufaktur Jouy-en-Josas. Sie produzierte dreifach so viele neue Dessins und brachte größere Mengen auf den Markt, war aber in der Qualität der Produkte deutlich schlechter.
Sorgfältige Planung der Motivauswahl
„Das Wichtigste bei einem bedruckten Baumwollstoff ist das Dessin.“ Der Gründer der Manufaktur Jouy-en-Josas, Christophe-Philippe Oberkampf, hatte die zentrale Bedeutung des Dessins für seine Produkte früh erkannt. Er beschäftigte daher namhafte Künstler und Stoffdesigner, die beim Entwurf neuer Muster unter anderem die Dessins der Konkurrenz im Elsass, der Schweiz und England berücksichtigen sollten. War ein Stoffdruck besonders beliebt, galt es herauszufinden, worauf ihr Erfolg basierte, welche Formen und Elemente dazu führten. Diese Erkenntnisse wurden von den Gestaltern beim Entwurf mit berücksichtigt. Oberkampf hatte einen Blick für die besonderen Erfordernisse, die der Stoffdruck an die Motivgestaltung stellte und ließ nur Muster produzieren, die auf Stoffen technisch gut umgesetzt werden konnten und die entsprechende Wirkung erzielten. Die Stoffdrucke aus Jouy-en-Josas zeichneten sich durch eine detailgetreue und plastische Darstellung aus und unterschieden sich darin deutlich von den Drucken der Konkurrenz. Das galt insbesondere für die Kupferplattendrucke ab 1770 sowie die späteren Walzendrucke. In die Platten ließen sich deutlich feinere Schattierungen eingravieren als in die Holzdruckstöcke. Die Abbildung menschlicher Figuren wurde möglich, für die die Toiles de Jouy berühmt waren.
Eine reiche Vielfalt an Motiven
Die Motive der Toiles de Jouy sind außerordentlich vielfältig. Außerdem sind sie wertvolle Zeitdokumente, die zu Recht als Bilderbuch der Epoche bezeichnet werden. Auf den Toiles de Jouy finden sich bildliche Darstellungen der vier Jahreszeiten, der Elemente, der Kontinente und der kirchlichen Sakramente. Beliebt waren damals auch Kopien von Gemälden aus Pompeji, Illustrationen zu Werken der Weltliteratur und zur griechischen Mythologie sowie Bilder von berühmten Denkmälern. Auch Abbildungen von geschichtlichen Ereignissen und Personen waren auf den Stoffen zu finden, dazu zählten z. B. Johanna von Orleans oder Heinrich der Vierte.
Zeitgenössische Darstellungen fanden ebenfalls Platz auf den Toiles de Jouy. Dazu zählten Motive wie „Das junge Amerika huldigt den Franzosen“ oder „Adlige Schurken“. Orientalische Muster mit Chinoiserien, mit persischen und indischen Motiven in der Tradition der Indiennes waren gleichbleibend beliebt. Motive mit menschlichen Darstellungen wurden in der Regel für Möbelstoffe und Wohntextilien genutzt. Für Kleidungsstoffe bevorzugte man bunte Blumen- und Pflanzenmotive.
In der Manufaktur wurde jeder Stoffdruck am Anfang und am Ende der Stoffbahn mit einer Signatur versehen, dem sogenannten Chèf de pièce. Darauf waren die Herkunft, die Musternummer und die Signatur des Handwerkers verzeichnet.
Farben und Druck
Die Farben wurden überwiegend aus natürlichen Grundstoffen gewonnen. Dabei war unter allen Bestandteilen die Färberröte am meisten vertreten. Ein weiterer wichtiger Farbstoff war Indigo. Es folgten Kurkuma für Gelb, Gerberakazie für Farbtöne im Spektrum zwischen Zimt und Olivgrün. Außerdem verwendete man den Farbextrakte vom Johannisbrotgewächs.
Gedruckt wurde in den ersten Jahren nach der Firmengründung zunächst ausschließlich mit Handstempeln aus Holz. Druckstöcke für große Motive fertigte man aus Birnenholz, Buchsbaum oder Stechpalme nahm man für kleine Muster und Walnuss oder Linde eigneten sich für größere Flächen. Ab 1770 kamen Kupferplatten hinzu, sieben Jahre später wurden dann erstmalig effektivere Kupferwalzen eingesetzt. Mit den Kupferplatten wurden hauptsächlich monochrome Motive mit menschlichen Darstellungen gedruckt, da diese besonders fein graviert werden konnten.
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